Esel sind neugierig und haben das Unterwegssein im Blut. | © Max Hafi

Entdeckung der Langsamkeit

Neugierig, kommunikativ und verschmust – das sind zentrale Esel-Eigenschaften. Das macht sie zu idealen Wanderbegleitern – mit einer kleinen Einschränkung: Sie sind verfressen, freuen sich über unbekannte Wiesen und leckere Kräuter.

Wenn zu Max Gäste für eine Wanderung auf den Hof kommen, sind die Eselsohren auf Empfang gestellt. Die grauen Felltiere blicken den Neuankömmlingen neugierig entgegen. „Esel sind Tiere der Steppe und der Wüste. Ihnen liegt das Unterwegssein buchstäblich im Blut“, erklärt Max Hafi, der Anecdote Eselwanderungen in der Pfalz leitet. Die Tiere haben in kargen Landschaften gelernt, für Nahrung ständig in Bewegung zu sein. Eine perfekte Voraussetzung für einen ausdauernden Wanderbegleiter, der sich zudem auf neue Kontakte – und unbekannte Wiesen – freut. Im heutigen Alltag haben Berufstätige nur selten Gelegenheit, mit Tieren Stunden oder Tage gemeinsam zu verbringen, zu spüren, wie es ihnen geht und Vertrauen aufzubauen. „Der Austausch und das Miteinander in der Natur ist eine ganz ursprüngliche Erfahrung“, erklärt Max. Maike Reuter hat sich mit ihrer Freundin direkt auf ein 4-Tage Abenteuer mit Garance eingelassen. Eine junge, sensible Eseldame, mit der sie ohne weitere Begleitung in eine komplett andere Welt mit anderer Zeitrechnung eingetaucht sind. Nicht Effizienz und Organisation waren in diesen Tagen gefragt. Stattdessen galt es, Eselsignale zu deuten, sich mit Garance auch nonverbal auszutauschen und einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. „Man ist in kürzester Zeit ganz weit weg vom Alltag und wird hier geerdet“, erklärt Maike. Nach rund 12–15 Kilometer Tagespensum wartet die Herberge auf Garance mit Weideplatz und Unterstand – Pause für Mensch und Tier. Natürlich gibt es auch Angebote für Wandererlebnisse ab drei bis vier Stunden.

Lieblingsbeschäftigung: Fürs Schmusen muss unterwegs immer Zeit sein.   | © Max Hafi
Lieblingsbeschäftigung: Fürs Schmusen muss unterwegs immer Zeit sein.
© Max Hafi

Für Esel ist Vertrauen die Basis für das gemeinsame Abenteuer

Die Mär des sturen Esels hält sich bis heute. Das sei ein großes Missverständnis, erklärt Max. Anders als Pferde seien Esel keine Fluchttiere. Wenn sie sich erschrecken, laufen sie meist nur wenige Meter, um Abstand zur „Gefahr“ zu bekommen und bleiben stehen. Sie analysieren die Situation und überlegen den nächsten sinnvollen Schritt – intelligente Tiere eben, schmunzelt er. Wenn Esel unterwegs nicht weitergehen, dann oftmals, weil sie verunsichert seien und sich fragten, ob ihr Zweibeiner wirklich wisse, was er tue. Esel wollen Sicherheit spüren. Deshalb sei wichtig, einem Esel Zeit zum Nachdenken zu geben, Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen, um dann deutlich zu machen, wie der Weg fortgesetzt wird.

Esel sind neugierig und haben das Unterwegssein im Blut

Doch Esel haben es auch faustdick hinter den langen Ohren. Eine kurze menschliche Unsicherheit wird gerne als Option zum Fressen verstanden. Mancher Vierbeiner bleibt auch kurz nach dem Start stehen, stellt „seinen“ Menschen auf die Probe, ob er ihm vertrauen kann. Wird er hektisch? Oder lässt er sich auf den gemütlichen neuen Kontakt ein, um gemeinsam ein Abenteuer zu erleben – dann wird es der Beginn einer Freundschaft auf Zeit. Der Abschied von Garance fällt den beiden Frauen schwer. Maike ist sicher, für sie war es nicht die letzte Eselwanderung. 

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Anecdote – Eselwandern

In der Pfalz warten bei Max Hafi 15 Eselpersönlichkeiten auf neue Kontakte, weitere sieben Tiere sind auf der anderen Seite der Grenze im Elsass bereit für Ausflüge.

www.eselwandern-pfalz.de/
info@eselwandern-pfalz.de

Esel(Traum)Touren

Angelika Dressler

67459 Böhl-Iggelheim
www.eselwandern-vorderpfalz.de
Tel. 06324 7461
Mobilnummer 0176 3434 0422

Altschlosspfad

Die Wandertour startet in Eppenbrunn. Sie  bietet im Laufe von rund 10 Kilometern auch ohne Esel außergewöhnliche Highlights. Rund 1,5 Kilometer führt der Premiumwanderweg an gigantischen Felsentürmen und Felsenwänden vorbei. Deren Formen und Farben kommen besonders beim herbstlichen  Sonnenuntergang zur Geltung, Der Weg führt bis nah an die französische Grenze zum Altschlossfelsen. Zurück geht es über das Rotenrumer Eck, vorbei an Seen und dem „Bach ohne Grenzen“. Nach rund 2,5 Stunden erreicht man den Ausgangspunkt.

Titelbild: Max Hafi